Wie wäre es, auf einer Bananenplantage zu arbeiten?
eine Reportage von Sarah Fischer
Farmwork ist eine ziemlich gute Sache, jedoch nicht für jedermann geeignet, da es meist anstrengende Jobs sind, unter sehr harten Bedingungen. Aber was macht man nicht alles für Geld und dafür, wenn man eventuell das „Second Year Visa" beantragen möchte.
Bananenfarm? Tully wir kommen!
Da meine Reisepartnerin zuvor von anderen Backpackern gehört hatte, dass Bananen ganzjährig geerntet werden, entschieden wir uns für die Bananen-Branche – unser Weg führte uns nach Tully.
Mit dem Flugzeug von Perth ging es über Brisbane nach Cairns - von Cairns fuhren wir mit dem Greyhound 2 Stunden und 15 Minuten weiter in Richtung Tully. Begrüßt wurden wir von einem riesigen „Gumboot" inklusive Frosch.
In Tully angekommen entschieden wir uns, als Unterkunft für das Banana Barracks. Das ist ein Working Hostel.
Working Hostel - Banana Barracks
Leider ist es in Working Hostels meistens so, dass man mindestens 2-3 Wochen auf einen Job warten muss. Es kann aber auch durchaus kürzer oder länger dauern.
Das Banana Barracks hat eine sehr gute Jobvermittlung. Die Mitarbeiterin Paula ist zwar nicht die oberste Chefin, aber sie kümmert sich so schnell wie möglich um neue Jobs und sie hat immer ein offenes Ohr.
Das Hostel ist in einem guten Zustand. Die Backpacker können wählen zwischen Mehrbettzimmern und Bungalows. Die Bungalows sind mit 4 Betten belegt und die Klimaanlage läuft den ganzen Tag. Ein Bungalow ist auch nicht viel teurer als die Mehrbettzimmer. In diesen Zimmern ist man meist zu acht. Die Klimaanlage hat dort jedoch nur eine Einstellung und läuft zwischen 18.00 – 04.00 Uhr.
Es gibt außerdem gut ausgestattete Küchen, wobei die Sauberkeit zu wünschen übrig lässt. Hier sind aber durchaus die Backpacker selbst schuld. Außerdem verfügt das Hostel über ausreichend Waschmaschinen und Wäschetrockner.
Als kleines Extra gibt es einen Pool. Auf das Feiern muss man in Tully nicht verzichten. Das Banana Barracks hat eine eigene Bar, wo sich nach Freitagabend sämtliche Backpacker treffen und der ein oder andere Jug getrunken wird.
Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht wie beispielsweise in Sydney, dennoch muss man in Tully nicht verhungern.
Um Tully herum gibt es schöne Ecken. Mission Beach ist sehr beliebt für kleine Ausflüge und berühmt für den Skydive. Man hat während des Fluges eine super Sicht über das Great Barrier Reef.
Jobs
Ich habe nie sehr lange auf einen Job gewartet. Es kommt immer auf die Saison an oder wie gerade die Wetterbedingungen sind.
Die Voraussetzung bei einer Bananenfarm zu arbeiten ist, dass man vorher eine Art Test macht. Diesen Test findest du ganz einfach im Internet. Die Hostelmitarbeiter weisen dich darauf hin.
Dieser Test ist super easy. Du liest dir vorher einen Text durch (natürlich in Englisch) und auf der nachfolgenden Seite findest du Fragen dazu. Diese beantwortest du Schritt für Schritt und dann hast du am Ende die Yellow Card, mit der du bei jedem Farmer anfangen kannst. Du musst jedoch eine Gebühr von ca. 50,00 AU$ im Vorfeld zahlen.
Achtung!
Mit der „Yellow Card", auf die Sarah sich bezieht, ist nicht die Traffic Control-„Yellow Card" (mehr Infos dazu hier) gemeint. In ihrem Bericht spricht Sarah von der Yellow Card, die Farmer als Voraussetzung für das Bananen-, Mango- und Melonen-Fruitpicking verlangen.
Solltest du sie brauchen, findest du die Kurse („Pre-Employment Farm Safety Induction Courses") von Privatanbietern im Internet. Sie werden online absolviert, dauern ca. 30 Minuten, werden auch in andere Sprachen übersetzt und kosten 49 A$ (Stand: 2020).
Mehr Infos auf der Webseite des Kursanbieters.
Arbeiten im Shed - Mackay Bolinda Estates
Die Bananenfarm ist riesig. Wir arbeiteten nie länger als 2 Stunden am Stück. Nach jeder Pause hat man eine andere Aufgabe und die Leute sind super freundlich.
Das frühe Aufstehen gehört dazu. Es ist sehr leicht, zu den Bananenfarmen zu gelangen. Jede Farm holt ihre Arbeiter mit dem Bus oder dem Auto von einem bestimmten Treffpunkt ab. Bei Mackay Bolinda Estates beginnt die Arbeit um 08.00 Uhr. Neue Handschuhe bekommen wir immer dann, wenn unsere kaputt sind. Bevor eine Session losgeht, guckt jeder einzelne Mitarbeiter, in welcher Abteilung er eingeteilt ist. Entweder Cluster oder Sorter.
Bis die Bananen im Shed sind vergeht ein wenig Zeit. Die Humper (ausschließlich Männer) müssen die schwere Arbeit machen. Sie gehen durch die Reihen der Plantagen und gucken, welche Bananenstaude „gehumped" werden kann. Dazu fährt hinter den Männern immer ein Wagen her, auf welchem die abgeschlagenen Stauden sortiert werden. Bis ein sogenannter Trailer voll ist, dauerte es nicht lange. Und dann geht es für die Bananen auch schon in den Shed.
Dort werden die Stauden vorsichtig vom Trailer gehoben und anschließend an Seilen befestigt. Die Seile befinden sich an einer Art Maschine, welche sich langsam dreht und so bewegen sich die Stauden langsam aber sicher immer weiter.
Hindurch durch Wasserstrahlen werden die Stauden an verschiedenen Stationen verkleinert und mit Chemikalien bespritzt. Am richtigen Band angekommen geht es für die Bananen ins direkte Wasserbad. Dort vollziehen wir, als Mädels, unsere Arbeit.
Entweder muss ich die Bananen zurechtschneiden oder die zurechtgeschnittenen Bananen kommen bei mir an und ich muss sie auf dem Band so hinlegen, dass die Packer am Ende des Bandes ihre Arbeit ohne lange Wartezeiten machen können. Hierbei kommt mir auch der ein oder andere Frosch entgegen oder sonst irgendwelches komisches Getier. Schlangen gibt es hier und da auch, aber die hängen dann doch immer in den Bananenbündeln – auch Bunches genannt.
Verpackt geht es für die Bananen in den Supermarkt. Soviel ich weiß, werden die Bananen von Mackay ausschließlich in den Supermärkten von Australien verkauft.
Arbeiten im Paddock - Merryport Pty Ltd.
Meinen letzten Job in Australien habe ich bei Merryport Pty Ltd. Peter ist der Farmer und Ansprechpartner für uns 8 Mädels. Wir werden jeden Morgen von Montag bis Freitag direkt vom Hostel abgeholt und nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir die Bananenfarm. Um uns herum sind riesige Plantagen. Dann haben wir noch eine halbe Stunde Zeit, uns seelisch und moralisch auf die nächsten 8 Stunden vorzubereiten.
Das Wetter kann nie wirklich gut sein. In Tully ist um einen herum nur Regenwald. Im Sommer wie im Winter sind die Temperaturen kaum auszuhalten. Obwohl die Wintermonate wesentlich angenehmer sind. Wahrscheinlich ab und zu auch „kühler". Wenn wir nicht gerade dahin schmelzen, dann sind wir eingepackt in Plastiktüten, in Gummistiefeln sowieso, und von oben kommt monsunartiger Regen. Ihr könnt euch die Frage selber beantworten, bei welcher Wettersituation ihr lieber arbeitet. Beides ist nicht sonderlich angenehm.
Dann geht es los. Peter´s „jump in" ist unser Go. Im Pick-up fahren wir zu den jeweiligen Paddocks. Das dauert bis zu 25 Minuten. Dort angekommen, nehmen wir uns in den ersten zwei Sessions eine Art Sense, womit wir durch die Reihen gehen und zwei bis drei Blätter von jedem Bananenbaum abcutten.
In den kleinen Pausen kommt Peter uns immer in den Reihen hinterher gefahren. Auf seinem Auto hat er jede Menge Wasser und frisches Obst. Herrlich! So frisches Obst gibt es nirgendwo anders.
In der letzten Session heißt es dann immer: Stringen. Dies ist eine Art Knotentechnik, womit ein Baum an einen anderen Baum befestigt wird, um den Bunch bei verschiedenen Wetterbedingungen zu schützen. Und dann heißt es pünktlich 15.20 Uhr Feierabend. Endlich!
Die ersten Male ist es unglaublich anstrengend. Aber nach einer Weile gewöhnt sich der Körper an die Arbeit und es macht sogar Spaß. Langweilig ist uns nie. Es gibt des öfteren Schlangen, die sich neben einem verstecken oder vom Baum hängen oder süße, kleine, grüne Frösche, die von oben auf deinen Kopf springen. Trotzdem ist das Arbeiten bei Peter sehr angenehm.
Im Großen und Ganzen macht mir die Arbeit draußen im Paddock mehr Spaß, da es viel abwechslungsreicher ist, als den ganzen Tag drinnen im Shed zu stehen.
Wer die Wetterbedingungen jedoch lieber meiden möchte, sollte sich für die Arbeit im Shed entscheiden.
Bezahlung
Die Bezahlung für die Arbeit mit Bananen ist gut. Bei den Farmen, auf denen ich gearbeitet habe, gab es zwischen 19 A$ und 20 A$ die Stunde vor Tax.
Arbeitskleidung
Bei der Arbeitskleidung solltet ihr darauf achten, nicht mit euren besten Sachen zu erscheinen. Da diese meist ziemlich schnell dreckig werden und der Fruchtsaft der Bananen sich nicht aus den Sachen heraus waschen lässt. Irgendwo findet man immer ein altes Shirt und eine kurze Shorts, die man nicht mehr anzieht. Gummistiefel gibt es in Tully an jeder Ecke zu kaufen. Mit zu eurer Ausrüstung solltet ihr auf jeden Fall Kniestrümpfe (da die Gummistiefel ziemlich scheuern) und eine Regenjacke zählen. Ansonsten braucht ihr für die Arbeit draußen eventuell eine Mütze und einen ordentlichen Vorrat an Sonnenmilch.
Eure Sarah